Exotische Dekore
und die Sehnsucht nach fernen Welten

  • Kommen Sie mit uns auf eine kleine Entdeckungsreise in die Welt des weißen Goldes mit seinen zauberhaften Malereien. Lassen Sie sich von spannenden Symboliken inspirieren und entdecken Sie das Unerwartete.

    Als sich der venezianischer Händler Marco Polo 1271 über den Landweg auf die Reise in das Reich der Mitte, wie China damals auch genannt wurde, aufbrach, war er gerade 17 Jahre alt und voller Abenteuerlust. In dem fernen Land entdeckte er Edelsteine, wertvolle Stoffe, feine Gewürze und ein besonderes weißes, edles Material. Seinen Reiseberichten zur Folge nutzten es die Chinesen als Tafelgeschirr. Als er 20 Jahre nach seiner Abreise in die Heimat zurückkehrte, brachte er das neue erste „weiße Gold“ mit nach Europa – die Geburtsstunde des Porzellans für die westliche Welt. Bis allerdings das außergewöhnliche und kostbare chinesische Porzellan ganz Europa in den Bann zog, gingen etliche Jahre ins Land. Es waren die Schiffsflotten der ostindischen Handelsgesellschaften, die im 16./17. Jahrhundert immer mehr "ostindisches" Porzellan mit exotischen Dekoren nach Europa brachten.

    Voller Faszination und Bewunderung begann eine Porzellan-Euphorie in Europa. Von der August der Starke, Kurfürst von Sachsen, so stark betroffen war, dass er es schaffte durch die Experten Böttger und Tschirnhaus das erste europäische Porzellan herzustellen. Beeindruckt von der Exotik der fernöstlichen Vorbilder, manifestierte sich in den ersten Jahrzehnten der Manufaktur die „Indischmalerei“. Es sind insbesondere die indischen Dekore, die einen einzigartigen Zauber auf uns auswirken, dem wir uns kaum entziehen können. Die zahlreichen Symboliken wecken die Neugier in uns, genaueres über das Unbekannte und Fantasievolle zu erfahren.
„Die Erzählungen der Abenteurer von einst weckten die Sehnsucht, mehr über die fernen Länder zu erfahren.“
  • Im 18. Jahrhundert waren es die unbekannten, außergewöhnlichen fernöstlichen Motive, die unter Wirken des Malereidirektors und Erfinders vieler Porzellanfarben Höroldt auf den Porzellanen verewigt wurden. Der bedeutsame Künstler schuf Malvorlagen, in denen sich das Chinabild eines Europäers zur Zeit des Barock widerspiegelt. Es entstanden die herausragenden „Chinoiserien“. Diese Fantasien, gebannt auf Meissener Porzellan, wurden zur Chinamode in ganz Europa. Die Kunstwerke stellen zumeist Landschaften und Szenen aus dem chinesischen Alltag dar. Sie entführen den Betrachter in eine andere Welt, in der die liebevollen Details wie eine kleine Entdeckungsreise wirken.
    Zu den stilvollen Gestaltungen von einst zählen zum Beispiel die asiatischen Gartenlandschaften. Diese Dekore sind ohne prachtvolle Steindekoration undenkbar. In Ostasien symbolisieren Steine und Felsen Dauerhaftigkeit, Zuverlässigkeit und das Unvergängliche. Auf ihnen entwickeln sich Blumen und Bäume, was sie als Ankerpunkt kennzeichnet. So sind die Steingarten-Dekore stets umgeben von leuchtenden Blüten, zarten Gräsern und verschiedene Tieren. Mit den feinen Details in der Bemalung und der symbolträchtigen Bedeutung der Motive, ist mit jedem Dekor eine kleine Geschichte entstanden. So sind verschiedene bunte Blumen der Inbegriff für das Paradies, wo Schmetterlinge mit prachtvollen Farben leben. Sie stehen für Wandlungsfähigkeit, Schönheit und Vergänglichkeit. Ein farbenprächtiger Vogel, ähnlich einem Papagei, symbolisiert nicht nur Klugheit, sondern übermittelt auch eine versteckte Warnung für untreue Ehefrauen. Durch die mannigfaltigen einzelnen Elemente wurden die Künstler immer wieder zu neuen Malereien und Kreationen ihrer Sehnsucht inspiriert. Es entstanden zahlreiche kostbare historische Dekorwelt. Dieses Erbe wird noch heute in unseren Limitierten Meisterwerken und Limited Editions in versierten Pinselstrichen, mit überlieferten traditionellen Maltechniken und einem hohen Maß an handwerklicher Expertise, festgehalten.

    Eines der berühmtesten Dekore Meissener Handwerkskunst ist das blaue „Zwiebelmuster“. Es ist 1731 entstanden und umfasst eine Fülle von Naturmotiven, Symbolen und Gleichnissen. Dargestellt in diesem Dekor werden in Anlehnung an das ostasiatische Vorbild die drei gesegneten Früchte: Granatapfel, Pfirsich und Zitrusfrucht. Der Pfirsich galt als Zeichen der Lebendigkeit, der Granatapfel als Symbol der Fruchtbarkeit und die Zitrusfrucht als Buddhazeichen. All diese drei Früchte wurden im 17. und 18. Jahrhundert in den europäischen Orangerien des Adels gezüchtet. Aber ob die fernöstliche Bedeutung der Früchte bekannt war ist zweifelhaft, denn der Granatapfel und die Zitrusfrucht sind bei der Gestaltung über die Jahre miteinander verschmolzen und ähnelt nun eher einer Melone. Heute ist das „Zwiebelmuster“ Ausdruck des Genius und Erfindergeists der traditionsreichsten Porzellanmanufaktur Europas und wird in den verschiedenen Dekoren immer wieder aufgegriffen.

    Die exotischen Dekore von damals sind immer noch wie eine unendliche Geschichte auf Porzellan, die jedem Betrachter Freiraum gibt, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und auf Entdeckungsreise zu gehen.